Die wunderschöne und bestechende Schönheit Südböhmens. Weite Ebenen, über die begierig die Blicke der Sucher irdischer Schönheiten schweifen, aber auch hügelige, in Richtung zum Gratzener Bergland in Grenznähe gewellte Partien. Stille Wiesen mit den vergänglichen Perlen des Taus. Dunkle Waldungen, in denen Hochwild Zuflucht sucht. Funkelnde Bäche und kühle Quellen. Allmählich mächtiger werdende Flüsse. Ruhige Wasserspiegel der Teiche.
Durch diese Landschaft fährt ein einsamer Radfahrer. Bedächtig und ausgeglichen tritt er in regelmäßigem Rhythmus in die Pedalen. Der Wind spielt mit seinen Haaren und auf seinem gebräunten Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu erkennen. Die Freude des Fahrens scheint nur denen ein kleiner Trost, die nie den Drang verspürten, in die Ferne führende Wege auf zwei sausend rotierenden Rädern zu bewältigen. Der Radfahrer ist ein freies, ruhiges und entschlossenes Wesen. Er gehört zur Landschaft Südböhmens. Er fürchtet sie nicht, ist kein Fleck auf ihrem Schild. Er ist Eins mit ihr. Mit ihren Wegen, Wiesen, Wäldern und Teichen. Landschaft und Radfahrer sind vereint. Verknüpft und vereint durch Bewegung, verbunden durch den Atem.
Zwischen den Menschen herrscht Zwist. Es kommt zu Konflikten. Die Ursache sollten wir meist im Unverständnis suchen. In der Entfremdung. Genauso, wie wenn der Radfahrer seinen Dialog mit der Landschaft führt, bemüht er sich auch, sich anderen Menschen zu nähern. Er sucht den Weg zu ihnen, gleich ob eben, gerade oder leicht wellig, beschwerlich ansteigend. Der Radfahrer ist ein Sportler, also schlägt sein Herz am rechten Ort, für jeden offen. Sport kennt keine Fremdsprachen, Rassen, Konfessionen, Überzeugungen. Sport kennt keine Grenzen. Menschliches Unverständnis schließt zwar Schranken, der Radfahrer aber öffnet sie lächelnd und fragt nach dem Weg. Hier tschechisch, anderenorts deutsch.
Der Radfahrer härtet seinen Körper ab und kultiviert ihn, beständig in natürliche Bewegung versetzt. Er liest auch gern. Hinterfragt, grübelt. Sehnsucht nach Erkenntnis. Er bildet sich. Er arbeitet fleißig am Fortschritt seiner Fähigkeiten und der Erweiterung seines Wissens. Es ist nicht nur der Körper, der wachsen und sich vervollkommnen soll, sondern auch der menschliche Geist. Es geht nicht nur um die Schönheit von Körper und Geist, sondern auch um die Hoffnung auf eine sinnvolle Erfüllung der menschlichen Bestimmung. Es geht um Ausdauer und Mut. Um Freude und Erbauung.
Solch ein Mensch war auch JUDr. Ferdinand Bušta (1915 – 1995), der am 2. Januar 1915 in Suchdol nad Lužnicí geboren wurde. Er absolvierte das Realgymnasium in Třeboň (Wittingau) und danach die Juristische Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Das Radfahren begeisterte ihn schon in der Jugend. Er nahm z. B. an Radrennen teil, die insbesondere in der Wittingauer Gegend veranstaltet wurden, und belegte führende Plätze, wovon auch erhaltene Zeitungsartikel zeugen. Im Sommer zögerte er nicht, auf dem Rad von Klikov zur Schule nach Wittingau zu fahren. Er war jedoch ein vielseitiger Sportler. Er spielte Volleyball, Handball und im Winter war er gern in den Bergen Skifahren. Damals war er vor allem als Torhüter des Fußballteams Blesk Klikov bekannt. Er interessierte sich sein gesamtes Leben lang für das sportliche Geschehen bei uns und in der Welt. Die Liebe zum Rad blieb ihm allerdings bis zum Lebensende erhalten.
JUDr. Ferdinand Bušta – zeitgenössische Fotografien